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Alessio oder Die Versuchung

Musiktheater von pazzaCaglia Opera über "Il Sant' Alessio" (Rom, 1632) von Stefano Landi und Giulio Rospigliosi

 

 

 

 

 

 

 

                                                

  

Freitag, 4. (Premiere) und Samstag, 5. 9. 2009, 20.30 Uhr, Saarbrücken / Alte Kirche, Ev.-Kirch-Straße (neben Staatstheater) 

25. 9. 2009, 20.00 Uhr, Köln / St. Ursula

Besetzung:                                                                                                              Ralf Peter, Sopran (Alessio, Madre, Curtio)                                                                 Claudia Kemmerer, Mezzosopran (Sposa, Martio, Demonio, Angelo, Religione);          Gerlind Puchinger (Chitarrone, Blockflöte)                                                                    Johannes Loescher (Violoncello)                                                                                Koen van der Meer (Cembalo)      

Vokalensemble "con spirito" (Ltg. Tünde Nagy) / Saarbrücken                            "Kleiner Chor St. Agnes" (Ltg. Margret Hoppe) 

Inszenierung: Marcus Droß und pazzaCaglia                                                   Bühne/Licht: Ingo Bracke und Krischan Kriesten                                              Fassung: pazzaCaglia

Eintritt: 15 € / erm. nach Selbsteinschätzung

 

Die Versuchung: Iss Schokolade, fahr in den Urlaub, schlaf mit Deiner Frau, freu Dich am Leben, sing eine Arie, spring von der Brücke, bettle um Essen, werde berühmt, folge den acht Tugenden lass Dich demütigen, sieh fern, schreib ein Gedicht, kurier Deinen Schnupfen, komponier eine Oper, verblöde, lies Zeitung, erhebe Dich, wiedersetze Dich, verzichte, entspann Dich, höre Radio, gehorche den Gesetzen, steig aus, stiehl eine Banane, mach eine Notiz, vertraue dem Dämon, mach einen Salat, löse Dich in Luft auf, wiederstehe all diesen Versuchungen! - Wie nur konnte Alessio zum Heiligen werden?                                                                                             Das Barockensemble pazzaCaglia folgt seinen Spuren entlang der Oper „Il Sant’ Alessio“ von 1632 und sucht Antworten in den Klangwelten zwischen Barock und Gegenwart.

Die Vorlage "Il Sant'Alessio" (1632)                                                                       Alexius, Sohn eines reichen römischen Senators, folgt einer inneren Stimme und verlässt in der Hochzeitsnacht Braut und Eltern, um in Armut und selbst gewählter Askese erst für siebzehn Jahre in die Ferne zu ziehen und später weitere siebzehn Jahre lang unerkannt als Bettler unter der Treppe des Vaterhauses zu leben, dem allgemeinen Spott und Selbstzweifeln über die Richtigkeit des eigenen Handels ausgeliefert, bis ihn der Tod erlöst.

Bereits die Original-Oper von 1632 spielt auf paradoxe Weise mit den Erwartungen des Publikums: Alessio wird zu jener Zeit schon als Heiliger der Armen und Bettler verehrt. Dennoch wird er zur zentralen Figur eines üppig ausgestatteten, gegenreformatorischen Opernspektakels. Die Oper schafft dies, indem sie den Heiligen unter die Treppe eines herrschaftlichen römischen Palastes setzt und sich dabei mit der Frage befasst, was „Versuchung“ jenseits aller materiellen Bindungen bedeuten kann.  

Die Fassung "Alessio oder Die Versuchung" (2009)                                                Für eine auf die Gegenwart bezogene Adaption des Opernstoffes zwischen sozialer, politischer und künstlerischer Relevanz eröffnen sich hier Fragen nach Versuchung und Tat, nach Handlung und ihrer gedanklichen Konzeption, auf sozialer, theatralischer und ästhetischer Ebene. Ein Spiel mit der Versuchung, dem gedanklich Möglichen und den Erwartungshaltungen dem gegenüber, wie sich Handlungsbedarf und Oper heute miteinander vereinbaren lassen.                                                                               Im Spannungsfeld zwischen Neuinszenieren und Wiederentdecken von Musik, Raum und gesellschaftlichem Umfeld entsteht ein aktueller performativer Kirchenopernabend.