zur Startseite

[ Impressum ]

 

„Ein echt kreativer Wurf“
(Saarbrücker Zeitung)

LA PAZZIA oder
Die Anatomie der verrückten Gefühle

Inszenierte Musik über Wahn und Sinn
von Monteverdi bis Scarlatti

Konzeption: pazzaCaglia und Marcus Droß
Szenische Gestaltung: Marcus Droß
Video und Bildprojektionen: Johannes Thielen

LA PAZZIA oder Die Anatomie der verrückten Gefühle erzählt in dreißig Szenen von fünf leidenschaftlichen Sammlern und ihrer Sammlung extremer Leidenschaften.

pazzaCaglia bringt in diesem Musiktheater-Abend tragisch bis komische Opernszenen und Kantaten, aber auch Instrumentalmusik zum Thema Wahnsinn. Darunter befinden sich einige Raritäten: Mario Savionis Kantate La Pazzia wurde wahrscheinlich seit dem 17. Jahrhundert nicht wieder aufgeführt, und so manche Wahnsinnsszene, auf venezianischen Opernbühnen seinerzeit groß in Mode, schlummerte bislang in Bibliotheken und in Privatbesitz. Einmal „wiedererweckt“, sprüht diese Musik vor Energie und überbordender Emotionalität, wenn Opernhelden und -heldinnen, häufig aus Liebe, den Verstand verlieren und mit ihm jeden Bezug zur Realität.

 

„Auf einer Leinwand zählt ein Buch von 1586 fleißig sämtliche Narren, nach Torheiten geordnet, im deftigsten Lutherdeutsch auf, und davor erzählen Claudia Kemmerer ... und Ralf Peter von der Tragikomik des Wahnsinns. Marcus Droß - ein sehr junger Mensch mit einer geradezu furchteinflößenden Theaterkarriere in ganz Europa - hat aus der bloßen Nummernfolge des Abends einen Abend gemacht, und das mit kleinsten Mitteln. Während etwa Ralf Peter als irgendein antiker Eroberer mal wieder die Welt zur Ader läßt, schreibt eine Hand auf der Leinwand die Postkarten, die Vergil uns vorenthalten hat: „Liebe Dido, muß Dich leider verlassen, um Rom zu gründen. Viele Grüße, Dein Aeneas.“ Wen wunderts da noch, daß Dido wahnsinnig wird... Als Zuschauer hat man seinen Spaß daran, denn man kann dem Inhalt der Arien auf dem Umweg des Lachens folgen, hat die Ohren frei für die alte und daher so wunderbar neue Musik und dank des klugen Einsatzes einer Life-Kamera auch immer was Erstaunliches zu gucken auf der Bühne. Und wenn man zusieht, wie Claudia Kemmerer gleichzeitig italienisch singen und deutsch schreiben kann, und das auch noch in alter Rechtschreibung – Wahnsinn!“
(Musiktelegramm SR 2, 12.10.2003)

 

Den dramaturgischen Hintergrund bildet Tomaso Garzonis wissenschaftlich-literarischer Text „Hospidale de’ pazzi incurabili“ (Venedig 1586) oder „Spital Unheylsamer Narren und Närrinnen ... worin abgehandelt sind Punkt zu Punkt alle Narrheiten und Krankheiten des Geistes, sowohl der Männer als der Frauen, sowohl nützlich wie erholsam Werk, notwendig für die Erlangung der wahren Weisheit.“ (dt. v. G. Fr. Messerschmid, Straßburg 1618) Garzoni widmet sich den verschiedenen Erscheinungsbildern des Wahnsinns und präsentiert sie dem Leser als einen Gang durch die verschiedenen Zimmer des Hospitals.

Der in Düsseldorf lebende Regisseur Marcus Droß studierte am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft, der „ästhetischen Kaderschmiede der Nation“ (DIE ZEIT). Er ist als freischaffender Künstler im Bereich Musik- und Performance-Theater und als Dramaturg in In- und Ausland gefragt. Er inszenierte mehrfach am Akademischen Operntheater in Nizhnij-Nowgorod/Russland. Darüber hinaus hält er regelmäßig Theater- und Performance-Seminare. Gemeinsam mit dem Komponisten Michael Wolters entwickelt er neue Theaterformen im Schwellenbereich zwischen Musik, Theater und Bildender Kunst. Sie realisierten Arbeiten für Konzertsäle, Supermärkte, Galerien, Schuhgeschäfte, Theater, Opernhäuser, Kinos, für Radio- und TV-Sender, in Großbritannien, Österreich, Russland und Neuseeland. Für seine Arbeit wurde Marcus Droß mehrfach ausgezeichnet.

Die visuelle Gestaltung von Film-Material, Requisiten, Plakat und Programmheft übernahm der Saarbrücker Kommunikationsdesigner Johannes Thielen.

Beratend im Hintergrund stand Prof. Wolfgang Werner, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Merzig, der sich als ehemaliger Direktor des Saarländischen Landeskrankenhauses mit dessen Auflösung einen internationalen Ruf in der Psychiatrie-Reform erworben hat.

pazzaCaglia widmet sich der pazzia aus Interesse an der Darstellung extremer Gefühlszustände und ihrer Vielfalt des Ausdrucks, an der Existenz paralleler Wirklichkeiten und deren Darstellung in der Kunst. Zusammen mit Marcus Droß entwickelte das Ensemble ein zeitgemäßes Musiktheater, das mit Musik und Texten aus dem 17. Jahrhundert sowie Mitteln der Performance und Videokunst arbeitet.
La Pazzia – ein verrücktes, sinnliches Spiel, ernst und heiter zugleich!

 

Presse

„Ein Projekt ohne Netz, aber mit doppelten Böden.“
(Saarbrücker Zeitung vom 8.10.2003)

„Ein echt kreativer Wurf von pazzaCaglia ... Wenn sie ein neues Projekt aus dem Hut zaubern, kann man sicher sein, dass es vollkommen anders ist als das, was einem üblicherweise vor Augen und Ohren geführt wird ... Ralf Peter jagte von einem Temperamentsausbruch zum nächsten ... Herrlich, zu welchen hysterischen Höhenflügen sich seine Sopran-Stimme aufschwang ... Mezzosopranistin Claudia Kemmerer fegte mit funkelnden Augen wutentbrannt durch ihre Arien, als Medea, vor Eifersucht rasend (Alessandro Stradella) oder die Geister der Unterwelt beschwörend (Francesco Cavalli). Um dann wieder als schöne Poppea Kaiser Nero zu bezirzen. All das mit wandlungsfähigem Timbre: weicher Sonorität in den Tiefen und Eleganz in den Höhen.“
(Saarbrücker Zeitung vom 13.10.2003)

„Schon früher konnte aber auch Instrumentalmusik dem Wahn auf der Spur sein, Stücke, die über hartnäckig wiederholten Bässen immer tollere Improvisationen verlangen. Das spielen Gerlind Puchinger (Chitarrone), Lutz Gillmann (Cembalo) und Johannes Loescher (Violoncello) virtuos vor. ... So gibt die Mezzosopranistin Claudia Kemmerer der verlassenen Dido wunderbar anrührende Töne. Und ihre Medea, die ihre Kinder ermordet, hat enormes Feuer. Diese berühmte Rasende ragt so bedrohlich ins bunte Spiel wie der aus Liebeskummer verwirrte Aristeo (Ralf Peter), der sich selbst tötet.“
(Kölner Stadtanzeiger vom 04.11.2003)

„Der Mezzo von Claudia Kemmerer und der hohe Countertenor von Ralf Peter zeichnen jede erdenkliche Nuance des Wahnsinns nach. ... Ein facettenreicher Abend, abgerundet von den hervorragenden Instrumentalisten Gerlind Puchinger (Chitarrone), Lutz Gillmann (Cembalo) und Johannes Loescher (Violoncello).“
(Kölner Rundschau vom 28.10.2003)

„hervorragende Sängerschauspieler ... mit skurrilem Witz in Szene gesetzt ...der von Marcus Droß hintergründig und witzig hergestellte Handlungsrahmen ... etwas anderen, phantasievollen, ein wenig absurden wie auch intellektuell durchwirkten Art der Musiktheaterproduktion. ... Man darf gespannt sein auf die nächste Produktion.“
(Concerto, Dezember 2003)

 

„La Pazzia“ wurde unterstützt von den Kulturämtern der Landeshauptstadt Saarbrücken und der Stadt Köln, dem Kultusministerium des Saarlandes, Saartoto und dem Fonds Darstellende Künste e.V. aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung.

 

 

 

einen kurzen Filmbericht hierzu finden Sie unter Kostproben